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Inbox Zero

Posteingang

„Inbox Zero“ ist eine Technik, mit der man die E-Mail-Flut, der man heutzutage typischerweise ausgesetzt ist, unter Kontrolle bringen kann. Die Methode wurde vom amerikanischen Blogger und Podcaster Merlin Mann entwickelt und basiert zum Teil auf Prinzipien von „Getting Things Done“ und läßt sich daher auch anwenden, um lange Aufgabenlisten zügig und effizient abzuarbeiten. Dazu mehr am Ende.

Früher – der Autor hat seit ca. 1995 ein E-Mail-Konto – waren Mails überhaupt kein Problem. E-Mails waren hauptsächlich im universitären Bereich verbreitet, man bekam höchstens eine pro Tag (wenn überhaupt), über die man sich dann auch gefreut hat. „Spam“ war quasi nicht existent. Es war kein System erforderlich, um mit diesen wenigen Nachrichten umzugehen. Was haben sich die Zeiten geändert. Heute sind 30 bis 50 Nachrichten am Tag nichts ungewöhnliches und ohne Spamfilter wären es sogar noch mehr, persönliche Mails sind nun in der Regel in der Unterzahl. Ohne ein System würde sich der Posteingang nun sehr rasch füllen und die E-Mail-Lage wäre unüberschaubar. Ein gutes System sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • Es muss simpel sein, damit es mühelos angewendet werden kann.
  • Es muss wiederholbar sein.
  • Es muss vollständig sein, damit jede denkbare E-Mail verarbeitet werden kann.
  • Es darf nur wenige Aktionen (am besten in Form von Verben) geben.

Viele leben in ihrer Inbox und entscheiden anhand ihres Posteingangs, was als nächstes zu tun ist. Das ist aber kein System. Die Inbox ist nur ein Durchgang, in dem wir entscheiden, was mit der E-Mail passiert und wo deren Inhalt letztendlich landet, z.B. im Kalender oder unserer Aufgabenverwaltung. Es ist wichtig, ein gutes System zu haben, denn die Anforderungen an uns sind in der modernen Geschäftswelt nahezu unendlich während unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit nur endlich ist.

Wir können uns das in einem Boxmodell vorstellen. Die große leere Box (im Diagramm unten gelb) entspricht unserer Zeit und Aufmerksamkeit. Wir können dort nun wichtige oder unwichtige Dinge hineintun, aber wenn sie voll ist ist sie voll. Es ist also entscheidend, unwichtige Dinge gar nicht erst hineinzulassen. Im Grunde kann man auf alle folgenden Punkte mit gesundem Menschenverstand kommen, dennoch ist es sinnvoll, sich die Dinge einmal systematisch vor Augen zu führen.

Boxmodell der Aufmerksamkeit

E-Mail ist im wesentlichen nur ein Medium, alles, was wir in einer Nachricht finden, hat in der Regel bereits seinen festen Platz, im Kalender, der Aufgabenliste oder im Ablagesystem für Referenz-Materialien. Im Prinzip kennen wir das bereits vom GTD-System. Daher ist es sinnvoll, den Posteingang schnellstmöglich nach Null zu verarbeiten. Idealerweise schauen wir nie nach neuen E-Mails, ohne diese dann nach Null zu verarbeiten, was bedeutet, dass wir auf jede Nachricht eine ganz bestimmte Aktion anwenden. Das heißt aber nicht, dass wir morgens nach dem Einschalten des Rechners sofort 50 E-Mails beantworten müssen, denn verarbeiten ist weniger als beantworten aber mehr als einfach nur den Posteingang zu „checken“. Beantworten ist nur eine mögliche Aktion auf eine E-Mail. 100 E-Mails zu verarbeiten ist also nicht gleich 100 E-Mails beantworten. Es ist entscheidend, die wichtigen Informationen aus einer E-Mail herauszuarbeiten, danach ist sie quasi nur noch eine leere Hülse, die weggeworfen werden kann.

Prinzipiell gibt es nur fünf Dinge, die mit einer neuen E-Mail passieren können, welche sich mit den folgenden Verben umschreiben lassen:

  • Löschen/Archivieren
  • Delegieren
  • Beantworten
  • Aufschieben
  • Erledigen

Wenden wir eine dieser Aktionen konsequent auf jede neue E-Mail an, kann sich im Posteingang künftig nichts mehr ansammeln. Schauen wir uns die fünf Möglichkeiten einmal genauer an.

Man kann viel mehr E-Mails löschen als man glaubt, denn viele Nachrichten haben so gut wie keinen Informationsgehalt. Hier gilt es einfach die eigene Angst zu überwinden! Wird die enthaltene Information später nochmal benötigt, verschieben wir sie in einen Mail-Ordner namens „Archiv“. Idealerweise ist das nur ein Ordner ohne Unterstruktur, denn das beschleunigt die E-Mail-Verarbeitung wesentlich. Die Suchfunktionen moderner Mail-Clients oder von Systemen wie „Google Mail“ sind heutzutage gut genug, um eine Nachricht auch ohne weitere Unterordner wiederzufinden.

Kann die E-Mail besser von einem Kollegen erledigt werden, leiten wir diese an ihn weiter. Zusätzlich machen wir uns ggf. in unserem GTD-System einen Eintrag, um den Ausgang dieser Sache zu gegebener Zeit weiterzuverfolgen.

Antworten sollte man möglichst kurz fassen, in vielen Fällen genügen ein bis zwei Zeilen. Es ist wichtig, den Ball in Bewegung zu halten und ggf. Rückfragen zu stellen. Leider sind E-Mails oft unproportional, lange Nachrichten verleiten uns zu langen Antworten und kurze Mails können durchaus mal einen Monat Arbeit nach sich ziehen.

Nicht alles können wir sofort beantworten. Es könnte zum Beispiel zuvor eine Recherche-Arbeit notwendig sein. Solche E-Mails verschieben wir in einen „Bearbeiten“-Ordner, den wir möglichst bis Tagesende weitestgehend abarbeiten, Die Inbox sollte wirklich nur für ungelesene Nachrichten da sein!

Der Rest wird entweder gleich erledigt (GTD sagt: wenn es weniger als zwei Minuten dauert) oder in ein geeignetes System wie dem Kalender oder unserer Aufgabenliste eingetragen.

Wenn wir dieses einfache System verinnerlichen und konsequent anwenden kann unsere Inbox nie wieder außer Kontrolle gelangen. Irgendwann ist man dann so weit, dass gar nicht mehr groß nachgedacht werden muss, die Mails werden einfach „runterverarbeitet“.

Zum Abschluss noch ein paar Tipps und Tricks:

  • E-Mails nicht so häufig abrufen. Das kann ein großer Produktivitätskiller sein und einen ständig aus dem Arbeitsfluss bringen. Ein sinnvolles Intervall kann z.B. einmal pro Stunde sein.
  • Für unwichtige E-Mails wenn möglich einen Filter verwenden, der diese in einen Mail-Ordner „später lesen“ verschiebt, welchen wir einmal pro Tag bearbeiten.
  • Für die Beantwortung von E-Mails empfiehlt sich die Verwendung Vorlagen oder Werkzeugen wie TextExpander, um die Bearbeitungszeit zu verkürzen.
  • Falls eine sehr große Inbox vorhanden ist und mit „Inbox Zero“ begonnen werden soll, empfiehlt es sich, die alte Inbox in einen neuen Ordner zu verschieben, der dann nach und nach abgearbeitet wird.

Diese Inbox-Zero-Technik läßt sich wie eingangs bereits angedeutet auch breiter anwenden. Wir haben heutzutage viele Inboxen, physikalische wie virtuelle: unser Briefkasten oder Posteingangskorb, die Inbox in der Aufgaben-App oder die Inbox in unserer Notiz-App. Diese lassen sich alle mit den vorgestellten Techniken unter Kontrolle bringen.

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Über den Autor

Markus Jasinski

Markus Jasinski ist ein Rostocker Unternehmer, Naturwissenschaftler, IT-Spezialist, Autor, Coach, Dänemark-Fan, überzeugter Radfahrer und nicht zuletzt „Computer Geek“ und Smart-Home-Enthusiast. Sein erstes iPhone kaufte der promovierte Naturwissenschaftler im Jahre 2008, kurze Zeit später wurde er dann auch zum Mac-Nutzer. Nach und nach gesellten sich iPad, Apple TV und Apple Watch hinzu.

Um diese vielfältigen Interessen und Aktivitäten "unter einen Hut" zu bekommen befasst sich der gebürtige Westfale seit über zehn Jahren mit den Themen Selbstorganisation und Aufgabenmanagement, die ebenfalls ein Schwerpunkt dieses Blogs sind.

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