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Mac-Automatisierung mit Hazel

Hazel

Unser Computer-Alltag besteht oft aus sich regelmäßig wiederholenden Schritten. Da werden z.B. Rechnungen heruntergeladen, umbenannt und in einen vorgesehenen Ordner verschoben. Oder es wird ein Verzeichnis, in dem sich Backups angehäuft haben, manuell ein wenig ausgemistet. Nun könnte man sich doch fragen: Hey, wozu habe ich einen Computer, der soll mir solche regelmäßigen Routinejobs gefälligst abnehmen. Und ja, mit den richtigen Werkzeugen ausgerüstet macht er das sogar.

Hazel (von Noodlesoft für 25 $ zu erwerben, 14-Tage-Testversion verfügbar) ist so ein Tool, ohne das mein Mac irgendwie unvollständig wäre. Vom Grundprinzip her überwacht es Ordner anhand von uns definierter Kriterien. Schlägt ein solche Bedingung zu, passiert mit den betroffenen Dateien das, was wir ebenfalls festlegen können. Von der Arbeitsweise erinnert das an die Ordner-Aktionen, welche OS X von Hause aus kennt, Hazel ist allerdings um ein vielfaches mächtiger. Es bietet sogar so viele Möglichkeiten, dass ich diese hier nur anhand von wenigen Beispielen andeuten kann und es anschließend meinen Lesern überlassen muss, Hazel an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und möglichst viele alltägliche Arbeitsschritte zu automatisieren.

Hazel ist eine sogenannte „Preference Pane“, d.h., es ist nach der Installation als Icon in unseren Systemeinstellungen zu finden:

Screenshot von Hazel-Icon in den Systemeinstellungen

Die Benutzeroberfläche sieht dann so aus:

Screenshot der Benutzeroberfläche von Hazel

Von den drei Abschnitten „Folders“, „Trash“ und „Infos“ ist „Folders“ der wichtigste. In der linken Spalte stehen alle Ordner, für die es Hazel-Regeln gibt, in der rechten Spalte finden wir eine Liste aller Hazel-Regeln für diesen Ordner. Die Plus- und Minus-Knöpfe fügen Ordner/Regeln hinzu bzw. löschen ausgewählte Einträge.

Schauen wir uns einfach ein Beispiel an. Wir können in OmniFocus, einem Aufgaben-Mangager, den ich in einem meiner ersten Artikel vorgestellt habe, einen Ordner für automatische Backups festlegen:

Screenshot der OmniFocus-Einstellungen

Dieser wird mit der Zeit sehr voll und nimmt uns unnötig viel Platz weg. Denn es macht IMHO keinen Sinn Uralt-Sicherungen aufzuheben, sagen wir mal die letzten 90 Tage sollten genügen. Wir fügen also der linken Spalte unseren „OmniFocus Backups“-Ordner hinzu und legen mit Hilfe der rechten Spalte eine neue Hazel-Regel an. Und die sieht so aus:

Screenshot der Hazel-Regeln für das Aufräumen eines Ordners

Die Regel, welche ich „Cleanup“ genannt habe, besagt, dass alle Dateien, die mit „OmniFocus“ beginnen und älter als 90 Tage sind, in den Papierkorb verschoben werden. Eine Regel besteht immer aus dem Namen (oberer Teil), den Kriterien (mittlerer Teil) und dem, was mit den betroffenen Dateien geschehen soll (unterer Teil). Die Regeln sind sehr vielfältig, wir können festlegen, ob ein oder alle Kriterien erfüllt sein müssen und können diese sogar noch verschachteln (was für diese Einführung allerdings zu weit führen würde). Natürlich sind auch negative Kriterien möglich, d.h., es wären dann die Dateien betroffen, welche diese nicht erfüllen. Mögliche Kriterien sind z.B. Dateiname (oder Teile davon), die verschiedenen Datumsangaben zu einer Datei, Spotlight-Kommentare, Art der Datei, Finder-Farbmarkierung der Datei, Größe, Inhalt (!) und vieles mehr.

Die möglichen Aktionen umfassen unter anderem:

  • verschieben, kopieren, umbenennen oder löschen
  • in Unterordner einsortieren
  • mit einer Finder-Farbmarkierung versehen
  • mit einem Spotlight-Kommentar versehen
  • in iTunes, Aperture oder iPhoto importieren
  • mit einem AppleScript weiterverarbeiten

Es können beliebig viele Aktionen nacheinander ausgeführt werden.

Nach Erstellen der Regel läuft Hazel ständig im Hintergrund, beobachtet die Ordner, für die es Regeln gibt, und führt diese ggf. aus. Man kann Hazel oder die Regeln für einzelne Ordner natürlich auch pausieren.

Überlegt man sich mal, welche Kombinationsmöglichkeiten aus Kriterien und Aktionen möglich sind, erahnt man langsam, wie mächtig Hazel ist und wieviel Arbeit uns dieser kleine Helfer in der täglichen Praxis abnehmen kann. Schauen wir uns ein zweites Beispiel an. Einmal im Monat lade ich meine Telekom-Rechnung aus dem Kundencenter herunter. Früher hab ich die Datei dann selbst umbenannt und in den richtigen Ordner verschoben, nun macht das Hazel für mich (überwacht wird der Downloads-Ordner):

Screenshot der Hazel-Regeln zum Einsortieren von PDF-Rechnungen

Die Rechnungen enthalten immer eine bestimmte Ziffernfolge und sind PDFs. Einzelverbindungsnachweise, die man ebenfalls herunterladen kann, enthalten die Zeichenkette „EVN“ und werden ausgenommen, da ich für sie eine eigene Regel habe. Die Rechnungen werden in einen Rechnungsordner verschoben, nach dem Schema Telekom-Rechnung–.pdf umbenannt und mit „rechnung“ verschlagwortet. Außerdem lasse ich Hazel den Rechnungsordner öffnen und eine Mitteilung anzeigen. Die Umbenennungsfunktion ist wie wir sehen sehr flexibel, da z.B. auch Datumsbestandteile mit einfliessen können. Sogar der Name des Ordners, in den verschoben wird, muss nicht fest sein, sondern könnte z.B. „Rechnungen-“ lauten, wobei jeweils das aktuelle Jahr automatisch eingesetzt wird.

Wem diese beiden Beispiele nicht reichen, kann zusätzlich einen Blick auf die mitgelieferten Beispielregeln werfen, die z.B. nützliche Dinge mit dem Download-Ordner tun, wie etwa alte Dateien rot zu markieren.

Eine weitere Spezialität von Hazel sind die Papierkorbsfunktionen:

Screenshot der Papierkorbfunktionen von Hazel

Beispielsweise können Dateien, die schon länger als eine Woche im Papierkorb rumliegen, automatisch gelöscht werden. Die Funktion „App Sweep“ sucht beim Löschen von Apps automatisch die zugehörigen Dateien wie Einstellungen und Caches und bietet an, diese ebenfalls in den Papierkorb zu legen. Das erspart die Anschaffung eines separaten Uninstallers.

Alles in allem also ein sehr nützlicher Helfer, der auf keinem Mac fehlen sollte!

Bonus-Tipp: Der Besen auf der Seite „Info“ ist anklickbar.

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Über den Autor

Markus Jasinski

Markus Jasinski ist ein Rostocker Unternehmer, Naturwissenschaftler, IT-Spezialist, Autor, Coach, Dänemark-Fan, überzeugter Radfahrer und nicht zuletzt „Computer Geek“ und Smart-Home-Enthusiast. Sein erstes iPhone kaufte der promovierte Naturwissenschaftler im Jahre 2008, kurze Zeit später wurde er dann auch zum Mac-Nutzer. Nach und nach gesellten sich iPad, Apple TV und Apple Watch hinzu.

Um diese vielfältigen Interessen und Aktivitäten "unter einen Hut" zu bekommen befasst sich der gebürtige Westfale seit über zehn Jahren mit den Themen Selbstorganisation und Aufgabenmanagement, die ebenfalls ein Schwerpunkt dieses Blogs sind.

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